Es hat Kerstin Grossner großen Spaß bereitet, ihre Fingernägel wieder schwarz, rot, gelb zu lackieren...
symbolisierten sie doch zu Zeiten ihrer Solowanderung entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze in den Jahren 2012-2014 eine gewisse Vorfreude in ihrer Heimatstadt Erfurt, jedes Mal vor dem Aufbruch in ein, ihr unbekanntes Terrain. Sie war dann emotional bereit und auch einfach „mal weg“, immer für ein bis drei Wandertage.
Ihre Passion war es, die Narbe des ehemals geteilten Deutschlands 23 Jahre nach der Wiedervereinigung zu erkunden: sieht man sie noch, die ehemaligen menschenverachtenden Grenzanlagen und was ist nach so vielen Jahren aus ihnen geworden?
Aber Sie wollte auch Menschen treffen - in Ost und West - und ihnen ihre neugierigen Fragen zum Leben an und mit der Grenze zu Zeiten des „Kalten Krieges“ stellen.
Es wäre gelogen, wenn nicht auch eine kleine Portion Abenteuerlust mit in ihrem Gepäck gewesen wäre.
Während sie in drei Sommern der deutschen Geschichte nachging, entwickelte sich ungeplant und überraschend ihre ganz persönliche Geschichte, die sie in ihrem Buch „Zart an der Grenze“ niedergeschrieben hat.
Jochen Voit, der Geschäftsführer der Gedenkstätte Andreasstraße, begrüßte am Abend die Besucher zur Veranstaltung.
Dorit Bause, die stellvertretende Vorsitzende von Freiheit e.V., begrüßte ebenfalls im Namen des Vereins die Gäste und leitete mit einer Rede thematisch zum Vortrag von Kerstin Grossner über.
Im sehr gut gefüllten Kubus der Gedenkstätte Andreasstraße konnten die interessierten Zuhörer in einem lebendig-authentischen Vortrag so manch spannender Anekdote folgen. Das Erlebte hat den vielen Zuhören ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, sie manchmal fast Tränen lachen lassen und sie oft auch emotional berührt.
So hat sie in Ihrem Kapitel „Nachdenkliches“ noch einmal an das unbeschreibliche Leid vieler Menschen in Ostdeutschland, speziell im Sperrgebiet, erinnert und die Sinnlosigkeit dieser Grenze gegenwärtig gemacht.
Mit perfekt ausgewählten Liedern ist es Gerd Krambehr bestens gelungen, die Veranstaltung musikalisch zu umrahmen bzw. abzurunden. Mit dem Song „Wandersmann“ der verbotenen DDR-Rockgruppe „Renft“ setzte er einen pointierten „Schlussakkord“ unter diese Buch-Performance der besonderen Art. Am Ende wurden beide Protagonisten mit viel Beifall belohnt.
Der Abend klang bei Getränken mit einer Vielzahl individueller Gespräche zur Thematik aus. Erlebnisse aus der Zeit als Bewohner im ehemaligen Grenzgebiet oder persönliche Wanderungen am ehemaligen Grenzstreifen wurden lebhaft ausgetauscht.
Manche(r) schien inspiriert, sich vielleicht einmal selbst ein Bild von den Relikten der einstigen Grenzanlagen in Deutschlands wilder Mitte zu machen.
Alles in Allem sind wir als Veranstalter mit der Gedenkstätte Andreeasstraße sehr zufrieden und wünschen und weiter so schöne Veranstaltungen.
Text: Kerstin Grossner und Lorenz Pagés