Ein Nachklang von Silke Schöning Wilden, Mitglied von Freiheit e.V.
Ca. 800 Besucher haben die Gedenkstätte Andreasstraße in Erfurt während der Langen Nacht der Museen erkundet.
Ob auf eigene Faust oder im Rahmen einer der stündlichen Führungen, am Ende trafen sie immer in der ehemaligen Haftetage ein, wo sie sich zunächst umschauten, und dann viele von ihnen einzeln oder in kleinen Gruppen mit uns Zeitzeugen ins Gespräch kamen:
Waren Sie auch hier inhaftiert?
Darf ich fragen warum?
Was macht das mit Ihnen, wenn Sie hier an diesem Ort sind?
Wie sind Sie später damit klargekommen, wie haben Sie das verarbeitet?
Die Anwesenden versuchten auch, sich in die damalige Situation der Gefangenen hineinzuversetzen:
Wenig Licht, wenig Luft, keinerlei Privatsphäre.
Wie hat es wohl in den Zellen gerochen?
Die beklemmende Stille und Dunkelheit in der Arrestzelle.
Das Knallen der Riegel und Klappen (was für jeden von uns, auch nach so vielen Jahren eine Herausforderung ist).
Wie viele Tränen sind hier drin vergossen worden?
Und ja, die Würde der Gefangen wurde verletzt, jeden Tag, jede Nacht.
Die Besucher bedankten sich immer für unsere Arbeit.
Ein Mann sagte, dass es ihm sehr unangenehm sei, als Erfurter erst nach so vielen Jahren den Weg in die Andreasstraße gefunden zu haben.
Ein junges Mädchen wollte so vieles wissen, schüttelte am Ende des Gespräches den Kopf und stellte die Frage:
„Wie ist es möglich, dass Menschen Menschen so etwas antun?“
Wir waren mit dem Abend sehr zufrieden und wussten einmal mehr, wie wichtig die ehemalige Haftetage als authentischer Ort und unsere Anwesenheit als Zeitzeugen sind.
In der langen Nacht waren Mitglieder des Vereins als Zeitzeugen in der Haftetage der Gedenkstätte aktiv vertreten.
Gerhard Bause, Jürgen Umbereit, Rolf Herkelmann, Sabine Herkelmann, Michael Süß und Silke Schöning Wilden.